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Autorin
Dr. Darja Wagner

Quellen

Dr. Darja Wagner ist Biologin und Autorin vom Kinderwunsch Blog-Magazin www.paleo-mama.de. Sie hat über das Thema promoviert, wie man mit Vitaminen und Hormonen das Verhalten der Zellen steuert, und ist Autorin vom top bewerteten Buch “Die Qualität der Eizellen verbessern: Schwanger werden mit 35 plus”. Darja hilft Frauen und Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, ihren Körper optimal auf die Schwangerschaft vorzubereiten. Sie lebt in Berlin-Kreuzberg mit ihrer vierköpfigen Familie.

1. Schmid, Thomas E. et al. Micronutrients intake is associated with improved sperm DNA
quality in older men. Fertility and Sterility , Volume 98 , Issue 5 , 1130 – 1137.

2. Lipovac M, Bodner F, Imhof M, Chedraui P. Comparison of the effect of a combination of
eight micronutrients versus a standard mono preparation on sperm parameters. Reprod Biol
Endocrinol. 2016 Dec 9;14(1):84.

3. Safarinejad MR, Safarinejad S. Efficacy of selenium and/or N-acetyl-cysteine for
improving semen parameters in infertile men: a double-blind, placebo controlled, randomized
study. J Urol. 2009 Feb;181(2):741-51.

4. Xu Y, Nisenblat V, Lu C , Li R, Qiao J, Zhen X, Wang S. Pretreatment with coenzyme Q10
improves ovarian response and embryo quality in low-prognosis young women with
decreased ovarian reserve: a randomized controlled trial. Reprod Biol Endocrinol. 2018 Mar
27;16(1):29.

5. Buhling KJ, Grajecki D. The effect of micronutrient supplements on female fertility. Curr
Opin Obstet Gynecol. 2013 Jun;25(3):173-80.

6. I. Cetin, C. Berti, S. Calabrese. Role of micronutrients in the periconceptional period.
Human Reproduction Update, Volume 16, Issue 1, 1 January 2010, Pages 80–95.

Manche Stoffe, die sogenannten Makronährstoffe wie Fett, Kohlenhydrat und Eiweiß braucht der Körper, um die vielen Milliarden Zellen am Leben zu erhalten und sie zu ernähren. Manch andere Stoffe wiederum werden gebraucht, um die Zellen wachsen und differenzieren zu lassen – das sind die Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und Omega-Fettsäuren. Viele dieser Stoffe wirken als Coenzyme – docken an diverse Proteine wie Schlüssel in das passende Schloss und bringen auf diese Art alle biochemischen Prozesse im Körper in Bewegung.

Mikro- und Makronährstoffe werden bei ausgewogener Ernährung dem Menschen ausreichend zugeführt. Theoretisch zumindest. Denn wer kann heutzutage noch sagen, was eine ausgewogene Ernährung bedeutet?

Kinderwunsch und Ernährung

Evolutionsbiologisch gesehen, aßen die Menschen in/zu 98% ihrer Zeit auf der Erde alles, was sie ausgraben, pflücken oder jagen konnten. Das bedeutete vor allem ziemlich unregelmäßige und unausgeglichene Mahlzeiten, mit großen Schwankungen an Mengen von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten. Menschen sind physiologisch an eine vielfältige Ernährung ohne zu viel Zucker angepasst und können gut unregelmäßige Mahlzeiten und Hunger verkraften.

Heutzutage kommen unser Obst und Gemüse meistens aus glänzenden, kilometerlangen Gewächshäusern, in denen Licht- und Feuchtigkeitszufuhr sowie der Nährboden kontrolliert werden. Hunderte Arten, von denen sich der Mensch einst ernährte, sind jetzt auf einige, zumeist genetisch manipulierte Sorten reduziert. Parallel zu diesen Vorgängen haben viele Zivilisationskrankheiten ihren Weg ins Leben des modernen Menschen gefunden. Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Erkrankungen der Atemwege und Nahrungsmittelallergien gelten heute ab einem gewissen Alter als akzeptable Zustände. Trotz Überfluss an Nahrung scheinen viele Menschen unterernährt zu sein. Wissenschaftliche Daten zeigen, dass eine Ergänzung mit Mikronährstoffen präventiv wirken und einige pathologische Zustände bessern kann.

Wie können Vitalstoffe Ihrem Kinderwunsch nachhelfen?

Verschiedene Lifestyle-Faktoren wie Fettleibigkeit, Unterernährung, Zigaretten, Drogen, Alkohol sowie Umweltbelastung durch Toxine führen u.a. eindeutig zu oxidativem Stress und der Entstehung freier Radikaler. Gleichzeitig stehen sie unter Verdacht, den altersbedingten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beschleunigen und zur Entwicklung der Endometriose, einer ungeklärten Unfruchtbarkeit, und des PCO Syndroms beizutragen. Die genaue Ursache zwischen oxidativem Stress und diversen Reproduktionspathologien ist jedoch meist nicht bekannt und wird derzeit intensiv erforscht.

Als einer der Mechanismen wird die Veränderung in der Aktivität von Ionenkanälen vermutet (was zu einer Veränderung der mitochondrialen Durchlässigkeit führt), Proteinmodifikationen, Lipidperoxidation, DNA-Oxidation (die mitochondriale DNA ist besonders anfällig, da sie nicht durch Histone geschützt wird und keine ausgefeilten Reparaturmechanismen hat). Freie Radikale können außerdem direkte Schäden an Zellen wie Eizellen und Spermatozoen verursachen. Die aktuelle Forschung zeigt, dass dies zumindest teilweise durch eine Zugabe von Mikronährstoffen verhindert bzw. blockiert werden kann.

Alle reden über freie Radikale – aber was sind sie?

Freie Radikale entstehen im Körper so wie Reste und Müll in Ihrer Küche entstehen während Sie kochen. Bei fast allen Prozessen, die im Körper ablaufen: in der Atmungskette, bei diversen immunologischen Reaktionen, entsteht täglich in Milliarden Ihrer Zellen immer wieder eine kleine Menge an Müll. Auf zellulärer Ebene bedeutet “Müll” einfach instabile Moleküle, bei denen ein Elektron fehlt. Das sind freie Radikale. Und weil von Natur aus Moleküle gern stabil sind, stoßen diese freien Radikale in Ihren Zellen nach links und rechts und versuchen sich zu stabilisieren. Dabei entstehen oft kleine “Schäden” an der DNA und überall dort, wo Elektronen aufgenommen wurden. In gesunden Zellen ist das auch kein Problem, dort kann jeder Schaden sofort repariert werden. Aber wir werden älter und unsere Reparaturmechanismen sind nicht mehr so fit. So können manche, anfangs kleinere zelluläre Schäden, ausarten und zur Entstehung vieler pathologischer Zustände führen.

Ein paar Beispiele: Peritonealflüssigkeit (das Bauchfell betreffend) von Frauen mit Endometriose weist eine erhöhte Konzentration proinflammatorischer (entzündungsfördernder) und chemotaktischer Zytokine (spezieller Zellwirkstoffe) auf. In der Publikation, veröffentlicht in Human Reproduction (I. Cetin et al., 2019) , wurde vorgeschlagen, dass eine Ernährungsweise mit adäquaten Mengen an Antioxidantien das Erkrankungsrisiko senken wird.

Besonders Dysfunktionen in Mitochondrien erzeugen einen erhöhten Spiegel von freien Radikalen. Das führt unter anderem zur Freisetzung von TNF-Alpha und einer Aktivierung von entzündungsfördernden NF-kappaB Signalwegen, welche als Mediator für Insulinresistenz gelten, die wiederum als Grundlage der PCO-Pathologie erkannt wurde. Auch erhöhte Lipidperoxidationsmarker werden als Teil der Ursachen für Durchblutungsstörungen sowie für unerklärliche Unfruchtbarkeit diskutiert.

Mikronährstoffe und Fruchtbarkeit der Frau

In den letzten zehn Jahren wurden zahlreiche wissenschaftliche Studien veröffentlicht, in denen die Auswirkungen bestimmter Mikronährstoffe auf verschiedene Aspekte der reproduktiven Gesundheit von Frauen untersucht wurden, einschließlich der Eizellreserve, der Eizellqualität, der Rezeptivität der Gebärmutter und der PCOS (Polyzystische Ovarien).
Aktuell fokussieren sich viele veröffentlichte Daten auf die Vorteile verschiedener Nährstoffe wie Vitamin D, Coenzym Q10, DHA, DHEA, Melatonin und Inositolen. Von früher wissen wir, dass insbesondere Vitamine der B-Gruppe eine wichtige Rolle für die Fruchtbarkeit der Frau spielen. An erster Stelle steht Vitamin B9 – die Folsäure. Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure in den ersten Schwangerschaftswochen trägt dazu bei, einige der schweren neurologischen Erkrankungen bei Babys fast komplett zu verhindern.

Folsäure wird außerdem für die Zellteilung und -erneuerung benötigt und für den Bau von Nukleinsäuren in der Erbinformation. Außerdem kann sie helfen, einen erhöhten Homocystein-Spiegel im Blut zu senken – und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Enthalten ist sie in Tomaten, allen Kohlsorten, Spinat, Spargel und Fenchel, in Feldsalat, Endivien und Kopfsalat, aber auch in Getreidekeimen, Erbsen, Linsen, Sojabohnen und Erdbeeren. Vitamin B6 hilft entscheidend bei der Bildung von Hämoglobin (dieses Protein transportiert den Sauerstoff im Blut) und ist wichtig für die schnelle und gute Übertragung der Impulse zwischen den Nervenzellen. B6 ist enthalten in Walnüssen, Flusskrebsen, Sardinen, Hering, Rind- und Kalbfleisch, Bananen, Avocado und Buchweizen. Auch Vitamin B12 ist unverzichtbar für die Bildung der roten Blutkörperchen, für den Zellaufbau und den Sauerstofftransport im Blut. Enthalten ist es in Hering, Miesmuscheln, Sardinen, Austern, Krabben, Hühner- und Rindfleisch, Käse, Hühnerei sowie Milch.

Kinderwunsch und CoQ10

Zahlreiche Webseiten erklären die Bedeutung von CoQ10 für nahezu alle energetischen Stoffwechselprozesse in menschlichen Zellen. Das Coenzym Q10 ist Teil des Systems in den Mitochondrien, das ATP produziert. ATPs sind Energie-Moleküle, ohne die die Eizellen und Zellen generell nicht lebensfähig wären. Das Problem ist der Alterungsprozess, dem unser Körper unterliegt. Er macht auch vor den Mitochondrien nicht Halt.

Zellalterung bedeutet, dass unsere Körper Giftstoffe anreichern, Mutationen sich häufen und verschiedene Schäden an den Zellen auftreten. Das gilt genauso für die Mitochondrien – eine Frau über 40 verfügt nur noch über zwei Drittel intakter Mitochondrien, während der Rest bereits deutliche Mängel bei der Energieproduktion aufweist. Sie sind damit nicht mehr in der Lage, die energieintensiven Prozesse im Inneren der reifenden Zelle zu unterstützen. Über die Jahrzehnte sammeln sie Mutationen an. Dadurch kann bis zu einem Drittel der Informationen ihres Genoms fehlen, die sogenannte „übliche 4470 Deletion“. Das macht sie weniger leistungsfähig, die Qualität der Eizellen ist also vermindert. Deshalb ist es sinnvoll, das Coenzym Q10 als Nahrungsergänzung intherapeutisch sinnvoller Dosis einzunehmen. In dieser Studie (Xu Y et al., 2018) wurde die Wirkung der Behandlung mit CoQ10 auf die Follikelbildung und die Embryonenqualität bei jüngeren Patientinnen mit DOR (decreased ovarian reserve, verringerte Eizellreserve) untersucht. Die Studie wurde randomisiert und kontrolliert, 186 Frauen bekamen Q10 60 Tage lang vor der IVF-ICSI Behandlung. Bei den Frauen in der CoQ10-Gruppe konnte eine höhere Zahl von Eizellen gewonnen werden. Sie hatten eine höhere Befruchtungsrate (67,49%) sowie mehr Top-Embryonen. Bei Frauen mit deutlich weniger CoQ10 musste der Embryotransfer wegen schlechter Embryonalentwicklung abgebrochen werden (8,33% vs. 22,89%), und Frauen mit mehr CoQ10 konnten Embryonen (18,42% vs. 4,3% ) kryokonservieren. Die klinischen Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer waren in der CoQ10-Gruppe tendenziell höher, erreichten jedoch keine statistische Signifikanz. Also, die Vorbehandlung mit CoQ10 verbesserte die Reaktion der Eierstöcke auf Stimulation und diverse embryonale Parameter bei Frauen <35 (die jünger als 35 waren) mit DOR in IVF-ICSI-Zyklen.

Mikronährstoffe und Fruchtbarkeit der Männer

Ungefähr 40% aller Unfruchtbarkeit wird durch männliche Faktoren verursacht. Weitere 40% werden durch weibliche Faktoren verursacht, und etwa 20% kombinieren beide Faktoren oder haben einen unbekannten Ursprung. Es ist möglich, fast alle Parameter der Spermienqualität zu verbessern. Es gibt mehrere Nahrungsergänzungsmittel, die hilfreich und wissenschaftlich erwiesen sind. Darüber hinaus sind sie alle rezeptfrei, nicht invasiv und im Wesentlichen ohne Nebenwirkungen. Nahrungsergänzungsmittel, die die Fruchtbarkeit bei Männern verbessern, sind relativ kostengünstig und werden nach etwa drei Monaten wirksam (da dies die Dauer der Spermatogenese ist). Die meisten Ergänzungsmischungen, die zur Verbesserung der Spermienqualität entwickelt wurden, enthalten ziemlich konzentrierte Inhaltsstoffe. Tagespakete enthalten meistens mehrere Tabletten und Kapseln und sind mit hochdosierten Substanzen verpackt, wie zum Beispiel: Aminosäuren (L-Carnitin, L-Arginin, L-Cystein), Antioxidantien (die wichtigsten
sind CoQ10 und Vitamin E), Vitamine (Vitamin A, Folsäure, Vitamin D) sowie Spurenelemente wie Selen und Zink.

Selen als Beispiel

Mehrere Studien haben die Wirksamkeit von Selen-Präparaten auf Spermienkonzentration, Beweglichkeit und Morphologie bei unfruchtbaren Männern untersucht (Referenzen 1-3). Es konnte immer wieder festgestellt werden, dass diverse Selenmodifikationen, besonders in Kombination mit anderen Mikronährstoffen wie N-Acetylcystein zur Verbesserung der Samenparameter und der Samenqualität führten.

Diese Studie (Safarinejad MR et al, 2009) untersuchten die Serum- und Samenplasmaspiegel von Selen, so wie die gesamte antioxidative Kapazität und ihr Verhältnis zur Spermienkonzentration, Motilität und Morphologie bei 59 Männern mit idiopathischer (unerklärbarer) Unfruchtbarkeit. Es wurde festgestellt, dass Selenmangel mit diversen abnormalen Spermienparameter in Zusammenhang steht. Die Autoren schlugen vor, den Serum-Selen-Spiegel als Teil der Untersuchung bei unfruchtbaren Patienten zu bestimmen und dadurch diejenigen Patienten zu finden, die von einer Supplementierungstherapie profitieren könnten.

Eine weitere Studie (Lipovac M et al., 2016; Schmid, Thomas E. et al) untersuchte die Kombination von Selen und/oder N-Acetylcystein zur Verbesserung der Samenparameter bei unfruchtbaren Männern und die Assoziationen zwischen der Samenqualität und den Konzentrationen von Selen und N-Acetylcystein im Samenplasma. Als Antwort auf die Behandlung mit Selen und N-Acetylcystein kam es zu einer Steigerung der Serum-Testosteron- und Inhibin B-Konzentration. Fast alle Samenparameter konnten durch die Behandlung mit Selen und N-Acetylcystein signifikant verbessert werden, wobei eine additive (zusätzliche) positive Wirkung beobachtet werden konnte.

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